Medienabhängigkeit

Über Medienabhängigkeit

Viele Bereiche des Lebens, wie Bankgeschäfte, Einkaufen, Partnersuche und Kommunikation finden heutzutage selbstverständlich online statt. Die meisten Menschen können mit Computer, Handy und Internet selbstbestimmt umgehen. Ein kleiner Teil der Nutzer/-innen entwickelt allerdings psychische Auffälligkeiten, wobei Jugendliche und junge Erwachsene besonders gefährdet sind.

Aber Achtung: Wer seine ganze Freizeit vor dem Computer, Fernseher oder der Spielkonsole verbringt, hat zunächst erst einmal ein gestörtes Freizeitverhalten, was noch keine Sucht ist.

Ab wann spricht man von Medienabhängigkeit/Mediensucht?

Die ICD-11 ist am 1. Januar 2022 in Kraft getreten. Dieses von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebene weltweit wichtigste Klassifikationssystem für Krankheiten, hat nun endlich die "Gaming Disorder" (Computerspielstörung oder abhängiges Computerspielen, ICD-11-Code 6C51) sowie „Hazardous Gaming“ (riskantes Computerspielen, ICD-11-Code QE22) als Abhängigkeitserkrankung anerkannt und – wie pathologisches Glücksspiel – den Verhaltenssüchten zugeordnet.

Eine Computerspielstörung liegt demnach dann vor, wenn über den Zeitraum von zwölf Monaten folgende Kriterien erfüllt sind:

  1. Kontrollverlust über das Spielverhalten
  2. Wachsende Bedeutung des Spielens über andere Interessen und Aktivitäten hinaus
  3. Weiterspielen trotz negativer Konsequenzen

Weiter heißt es in der ICD-11, die Videospiele könnten online sowie offline gespielt werden. Das Spielverhalten könne kontinuierlich oder episodisch und wiederkehrend sein. Es führe bei den Betroffenen zu „ausgeprägtem Stress oder erheblichen Beeinträchtigungen in persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen“. Den Maßstab von zwölf Monaten schränkt die ICD-11 allerdings noch ein: Der Zeitraum könne verkürzt werden, wenn alle diagnostischen Voraussetzungen erfüllt und die Symptome besonders schwerwiegend seien.

Das revidierte DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen, fünfte Auflage), das von der American Psychiatric Association herausgegeben wird, beinhaltet „Internet Gaming Disorder“ als Forschungsdiagnose. Dazu müssen fünf der folgenden Kriterien über 12 Monate erfüllt sein:

  • andauernde Beschäftigung mit Internet- bzw. Online-Spielen
  • Entzugssymptome, wenn das Online-Spielen nicht zur Verfügung steht
  • Toleranzentwicklung mit dem Bedürfnis, zunehmend Zeit für Online-Spiele aufzubringen
  • erfolglose Versuche, die Teilnahme am Online-Spielen zu beenden
  • Verlust des Interesses an früheren Hobbies oder Aktivitäten als Folge des Online-Spielens
  • andauerndes exzessives Online-Spielen trotz des Wissens um die psychosozialen Probleme
  • Täuschen von Familienmitgliedern, Therapeuten oder anderen Personen in Bezug auf das wirkliche Ausmaß des Online-Spielens
  • Gebrauch der Online-Spiele, um aus negativen Emotionen (wie z. B. Gefühle von Hilflosigkeit, Schuld oder Ängstlichkeit) herauszukommen oder um diese zu lindern
  • Gefährdung oder Verlust von wichtigen Bekanntschaften, Beruf, Ausbildung oder Karriere-Möglichkeiten wegen des Online-Spielens

Zahlen und Fakten

  • Die tägliche Online-Nutzung der 12- bis 19-Jährigen lag 2023 bei durchschnittlich 224 Minuten pro Tag. (JIM Studie 2023)
  • Bei 8,4 % der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen und bei 5,5 % der 18-bis 25-jährigen jungen Erwachsenen ist von einer computerspiel- oder internetbezogenen Störung auszugehen. (BZgA 2019)
  • In der Altersgruppe der 10- bis 17-Jährigen nutzen 4,3 Prozent Computerspiele pathologisch, 11,1 Prozent zeigen eine riskante Nutzung. (DAK 2023)