Essstörungen

Über Essstörungen

Eine Essstörung kann viele Gesichter haben und oft bleibt eine Esstörung zunächst unerkannt. Essstörungen sind meist Lösungsversuche für andere seelische Belastungen der betroffenen Person. Deshalb sollte man immer nach den Ursachen suchen, denn der Leidensdruck der Betroffenen ist hoch.

Bei der Entwicklung einer Essstörung sind die Grenzen zwischen gestörtem Essverhalten und der Erkrankung an einer Essstörung fließend. Es gibt jedoch klare diagnostische Kriterien für die Erkrankung, festgelegt im ICD-10:

Kriterien für eine Erkrankung an Magersucht (Anorexia nervosa)

Das Körpergewicht liegt mindestens 15 % unter dem erwarteten oder unter einem BMI von 17,5. Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt.
Zusätzlich treffen einer oder mehrere der folgenden Punkte zu:

  • selbst herbeigeführtes Erbrechen/selbst herbeigeführtes Abführen
  • übertriebene körperliche Aktivitäten
  • Gebrauch von Appetitzüglern und/oder Entwässerungsmitteln
  • Körperschemastörung

Kriterien für eine Erkrankung an Bulimie (Bulimia nervosa)

  • andauernde Beschäftigung mit dem Essen und eine unwiderstehliche Gier nach Nahrungsmitteln
  • Essattacken, bei denen große Mengen an Nahrung in kurzer Zeit gegessen werden
  • Gewichtszunahme soll vermieden werden durch: selbst herbeigeführtes Erbrechen/Missbrauch von Abführmitteln/Zeitweilige Hungerperioden oder Einnahme von Medikamenten
  • krankhafte Furcht dick zu werden
  • Gewichtsgrenze im Untergewichtsbereich
  • in der Vorgeschichte finden sich häufig Episoden von Anorexia nervosa

Kriterien für eine Erkrankung an Binge-Eating-Disorder (wiederkehrende Fressanfälle)

  • wiederholte Episoden von „Fressanfällen“ mit Kontrollverlust
  • kein kompensatorisches Verhalten
  • deutliches Leidensgefühl
  • "Fressanfälle“ treten über sechs Monate an mindestens 2 Tagen in der Woche auf
  • Episoden von „Fressanfällen“ treten gemeinsam mit mindestens drei der folgenden Symptome auf:
    • wesentlich schnelleres Essen als normal
    • kein körperliches Hungergefühl
    • Schamgefühl
    • im Nachhinein Selbstekel, Deprimiertheit oder starke Schuld

Abgesehen von diesen drei Haupttypen der Essstörung, gibt es noch atypische und nicht näher bezeichnete Essstörungen, deshalb ist es immer sinnvoll, sich Hilfe zu holen.

Mögliche langfristige Folgen

  • Störungen der Fruchtbarkeit
  • Haarausfall
  • Osteoporose
  • Nierenschäden
  • Herz-Kreislaufstörungen
  • Störungen im Magen-Darm-Bereich
  • Zahnschäden
  • psychische Veränderungen
  • Müdigkeit
  • Muskelkrämpfe
  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse
  • Verätzung des Rachens und der Speiseröhre

Zahlen und Fakten

  • Gut ein Fünftel der 11- bis 17-Jährigen in Deutschland zeigt Symptome einer Essstörung. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. (KiGGs Studie 2006)
  • Eine deutsche Längsschnittstudie ermittelte eine Lebenszeitprävalenz von 1,7 Prozent für Anorexie, 1,1 Prozent für Bulimie. Hinzu kamen 1,0 Prozent bzw. 1,3 Prozent mit subklinischer Ausprägung der Anorexie bzw. Bulimie. (Nagl et al., 2016)